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Färben mit dem Zottigen Schillerporling (Inonotus hispidus) und Eukalyptus-Blättern

Katharina Krieglsteiner, 08.05.2019

Da ich in der Pilzschule Schwäbischer Wald für die kreativen Seminarangebote, wie z. B. für die PilzCoach-Ausbildung zuständig bin, habe ich immer viel Freude am Ausprobieren verschiedener „Do-It-Yourself-Projekte“. Das Färben von Wolle und Seide mit Pilzen und Pflanzen ist eine meiner Leidenschaften! So ergab es sich, dass ich während unserer Exkursionsreise an die Algarve (Portugal) im März/April 2019 die Möglichkeit hatte, viele Experimente mit Ecoprints von Eukalyptus-Blättern * in Verbindung mit Pilzfarben zu machen.

* Eukalyptus (eine ursprünglich aus Australien stammende Baumart) wird in Portugal auf großen Flächen angebaut, um damit die Papier- und Zellulose-Industrie zu beliefern. Wir sind keine Freunde dieser trostlosen schnell-wachsenden Monokulturen, die einen hohen Wasserbedarf haben, kaum Raum für andere heimische Pflanzen lassen und bei Waldbränden zu einer schnellen und weiten Verbreitung des Feuers führen. Nichtsdestotrotz gibt es in diesen Gebieten manchmal schöne Pilzfunde und man kann die Eukalyptus-Blätter für Färbe-Projekte nutzen. Deshalb habe ich mich an sogenannte „Ecoprint“-Versuche mit Eukalyptus gewagt. Die „Ecoprint“-Technik ist ein ökologisch nachhaltiger Kontaktdruck, der die Farbstoffe von Blättern und Blüten direkt auf Stoffe, Lehm, Holz, Stein oder Papier überträgt und wurde von der australischen Künstlerin India Flint begründet. Heutzutage ist diese Technik in fast allen Ländern ein verbreiteter Trend bei den PflanzenfärberInnen.

Wir fahren in den Wintermonaten gerne auf Exkursionsreise an die Algarve (Portugal), da sich dort die Pilzsaison für uns verlängern lässt (d. h. wenn es bei uns im Dezember bis März nicht allzu viele Großpilze gibt, haben wir dort schon oft schöne Pilzfunde gemacht). Da wir schon einige Jahre an die Algarve fahren, haben sich dort auch Freundschaften ergeben. Ein befreundetes Paar sind Anett und Martin Busse, die in Carvoeiro ein exzellentes Restaurant namens „Martins Kulinarium“ (www.martins-kulinarium.com)  betreiben. Und in diesem Jahr waren wir gemeinsam mit ca. 35 anderen Gästen zu Martins Geburtstag eingeladen.

Zu einer Geburtstagseinladung sollte man bekanntlich ein Geschenk mitbringen, somit habe ich beschlossen, dass Martin einen Schal bekommen sollte, der von mir mit Pilzen und Pflanze gefärbt wird. Ich hatte dafür einen Schlauchschal (Buff- Multifunkionstuch) aus Merinowolle vorgesehen, den es in der Farbe naturweiß zu kaufen gibt. Dieses Tuch habe ich mit Aluminium-Kaltbeize vorbehandelt, damit die Fasern die Pigmente gut aufnehmen können.  Die Grundfarbe des Schals sollte orangebraun sein, was sich mit einem in Portugal gefundenen Zottigen Schillerporling (Inonotus hispidus) gut verwirklichen ließ. Dazu habe ich den alten, trockenen Pilz zerkleinert und ca. 1 h ausgekocht, um einen Färbesud zu erhalten. Damit das Tuch auch ein schönes Muster bekommt, wurden Eukalyptus-Blätter (die ich vorher in Eisen-Essig eingelegt hatte) auf das Tuch gelegt, dann vorsichtig auf ein Kupferrohr aufgewickelt und fest mit einem Faden verschnürt. Das aufgewickelte „Stoffpaket“  durfte dann für 3 h bei ca. 90°C im Färbesud simmern. Nach dieser Zeit kam die große Überraschung - das Stoffpäckchen wurde aus dem Färbebad genommen und nach einer gewissen Abkühlzeit geöffnet.

Schöne Kontaktabdrücke der Eukalyptusblätte, wunderbare Farbkombinationen und harmonische Kontraste mit der Farbe des Zottigen Schillerporlings (Inonotus hispidus) kamen zum Vorschein!

   

 Multifunkionstuch (Schlauchschal) Vorderseite   Multifunkionstuch (Schlauchschal) Rückseite

 

   
 Detail Färbung mit Inonotus hispidus und Eukalyptusblättern Detail Ecoprint der Eukalyptusblätter

 

Das Multifunktionstuch war ein Geschenk, das richtig gut ankam!!!

 

Auf dem Bild von links nach rechts: Dieter Honstraß, Martin Busse und Katharina Krieglsteiner
(Foto: Dr. Lothar Krieglsteiner)

 Deshalb hat Martin auf seinem Blog alles nochmal zusammengefasst:

https://www.martins-kulinarium.com/2019/04/10/zottiger-schiller-porling-f%C3%A4rben-mit-pilzen/?fbclid=IwAR1gd8JfU3_IZBDcEDfIKgb64gms272CvldVIKYDHd9iQNy0J589pqI5jxE

 

Da mir das Ergebnis dieses Färbeprojektes auch sehr gut gefallen hat, sollte auch die Facebook-Welt daran teilhaben:

https://www.facebook.com/www.pilzkunde.de/posts/2076626489130973

Besonders freute es mich, dass ich von der deutschen Pilzfärbe-Expertin Karin Tegeler (www.textiles-werken.de) und auch von der schwedischen „Grand Dame“ des Pilzfärbens Hjördis Lundmark (http://www.lystickan.se)  ein Lob für dieses Färbeprojekt bekam!

 

   

Kommentar von Hjördis Lundmark auf facebook

 

Kommentar von Karin Tegeler auf facebook

 

 

Gemeiner Samtfußrübling (Flammulina velutipes) s.l.            
Katharina Krieglsteiner, 28.02.18 

Ein typischer Winterpilz ist der Gemeine Samtfußrübling mit seinen frostresistenten, büschelig wachsenden Fruchtkörpern, die vorwiegend auf Stümpfen oder Stämmen von Laubhölzern, wie Weiden, Pappeln, Ulmen oder Eschen  vorkommen. Im Winterhalbjahr (von Oktober bis März) trotzt er der Kälte, und wächst bei Temperaturen zwischen 0 °C und 15 °C. Sobald die Temperaturen in den Minusbereich fallen, stellt er lediglich das Wachstum ein, bis es wieder etwas wärmer wird. Diese Besonderheit gelingt dem Gemeinen Samtfußrübling durch Frostschutz-Proteine (engl.: antifreeze protein, AFP) und Frostschutz-Glycoproteine (engl.: antifreeze glycoprotein, AFGP), die sich an das Wasser in den Zellen andocken und das Wachstum von Eiskristallen verhindern.          

    Büschelig wachsende Gemeine Samtfußrüblinge
in Kirchberg an der Jagst, 21.02.2017

 

Der Namesteil Samtfuß weist schon auf eines der Bestimmungsmerkmale hin: Dieser Pilz hat einen Stiel, der oben gelblich und unten samtfilzig dunkelbraun bis olivschwarz ist (bei jungen Exemplaren ist dies oft noch nicht gut erkennbar). Die 3-8 cm langen Stiele besitzen keinen Ring und sind faserig, knorpelig zäh. Häufig sind sie etwas plattgedrückt und werden im Alter hohl.

 

Flammulina velutipes, Seebachschlucht bei Gschwend 04.02.2017

Die honiggelben bis rotbraunen Hüte der Samtfußrüblinge (mit einem Durcchmesser von bis zu 10 cm) sind dünnfleischig und schmierig auf der Oberseite. Die Lamellenfarbe ist weiß oder blassgelb und das Sporenpulver weiß, wodurch sich dieser Pilz gut von Flämmlingen (Gymnopilus) (mit manchmal ähnlichem Erscheinungsbild, aber rostbraunem Sporenpulver) abgrenzen lässt.

Weitere Infos dazu sind auch in unserem youtube-Video zu finden! 

Allerdings ist mir dieser Pilz vergangenen Montag in einer etwas „unkenntlichen“ Form in die Hände gefallen (siehe Bild).

Enoki Spraitbach 27.02.2018

Hierbei handelt es sich um eine spezielle Wuchsform des Samtfußrüblings, die unter dem Namen Enoki oder Enoki-Take in Asia-Shops und gut sortierten Supermärkten angeboten wird. Wild wächst der Samtfußrübling in Asien oft auf dem Chinesischem Zürgelbaum (Celtis sinensis), der auf Japanisch Enoki heißt.

Laut Wikipedia war der Samtfußrübling einer der ersten Speisepilze, der gezielt in Kultur genommen wurde. In der späten Tang-Dynastie zwischen den Jahren 800 und 900 wurde der Anbau des Enoki erstmals erwähnt. Angeblich verrieb man damals reife Pilze auf frischen Baumstümpfen, um im darauffolgenden Jahr eine reiche Ernte dieses Pilzes zu bekommen.

Heutzutage ist der Enoki-Take in Asien in seiner Zuchtform besonders beliebt. Die Hauptmerkmale sind dichte Büschel mit sehr kleinen Hüten und langen Stielen - dies ermöglicht eine leichte Ernte. Unter Vermeidung von Licht wird der Samtfußrübling in Flaschen angebaut, was zu der weißen Farbe der Fruchtkörper führt. Das starke Wachstum mit langen dünnen Stielen wird durch die Kultivierung in einer CO2-reichen Atmosphäre hervorgerufen.

 

Enoki - Detail Pilzhüte, Spraitbach 27.02.2018

Sowohl die Zuchtpilz-Variante als auch der wilde Flammulina velutipes ist für mich ein hervorragender Speisepilz, der (in Butter angebraten) hervorragend schmeckt und keinen großen „Schnickschnack“ benötigt :-).



Pilze - Pflanzen - Natur    www.pilzkunde.de