Auf dieser Seite sollen demnächst die wichtigsten Giftpilze mit Fotos und kurzen Merkmals-Darstellungen dargestellt werden – mit besonderer Berücksichtigung von Arten, die im Schwäbischen Wald vorkommen.

Ich fange heute an mit dem

1. Orangefuchsiger Raukopf (Cortinarius orellanus)

Cortinarius-orellanus-Orangefuchsiger-Raukopf-tödlich-giftig-Eifel-Schwäbischer-Wald

Dies ist einer der giftigsten Pilze unserer Heimat. Er gehört zu den Schleierlingen – Lamellenpilzen mit braunem Sporenpulver und einer Teilhülle (Struktur zwischen Hutrand und Stiel zum Schutz der Lamellen), die nicht als (späterer) Ring, sondern als spinnwebenartiger Schleier (Cortina) ausgebildet ist. Die Schleierlinge sind eine riesengroße Gattung mit ca. 500 Arten in Mitteleuropa – viele ihrer Arten sind schwer und oft nur für Spezialisten bestimmbar – einige sind aber auch gut kenntlich und es gibt sogar ein paar sehr leckere Speisepilze unter den Schleierlingen (z.B. der Ziegelgelbe Schleimkopf Cortinarius varius – siehe (später!) unter der Rubrik Speisepilze). Vor 1950 galten sogar alle Schleierliinge als essbar – ein Bild, das seither viele Risse bekommen hat und viele Pilzfreunde sagen heute sogar, dass Schleierlinge generell gemieden werden sollten. Soweit gehe ich keineswegs (s.o.).

Rauköpfe (Untergattung Cortinarius, vormals Leprocybe) sind nunmehr solche Schleierlinge, die einerseits relativ auffällige Farben haben (oft gelb, orange, rot, grün, selten violett) und gleichzeitig Hüte mit einer faserig-feinfilzigen bis schuppigen Oberflächenstruktur, die niemals glatt oder gar schmierig-schleimig sind.

Außerdem sind (typische) Rauköpfe nicht hygrophan, d.h. sie verändern ihre Farbe von feucht zu trocken beim Austrocknen nicht.

Zwei Arten von Rauköpfen sind tödlich giftig – und die dargestellte Art ist zunächst eine davon. Dass dies so ist, stellte sich erst 1952 heraus, als in Polen ca. 100 Personen schwerwiegende Nierenprobleme bekamen, und 10 Personen starben schließlich. Bei den Nachforschungen stellte sich heraus, dass alle auf der gleichen Hochzeit waren und ein Pilzgericht mitgegessen hatten … – so kam es zur Aufklärung des Orellanins als schweres Nierengift mit äußerst langer Latenzzeit (Zeit vom Essen bis zum Auftreten der ersten Symptome). Diese Latenzzeit beträgt dabei zwischen 3 Tage (viele Pilze!) und 3 Wochen (! – wenig Pilze). Heute stirbt man kaum noch an Orellanin-Vergiftung (die Medizin hat viele Fortschritte gemacht), ein Spaß ist das aber sicherlich nicht und Dialyse droht immer noch.

Der Orangefuchsige Raukopf wächst an eher trockenen (bis frischen) Standorten auf sauren Böden – meist bei Laubbäumen (Eiche, Buche), aber auch bei Tanne. Er ist im Schwäbischen Wald und im Vorland der Schwäbischen Alb verbreitet, aber relativ selten zu finden. Bei meinen Untersuchungen im Nationalpark Eifel fand ich ihn teils massenhaft in den dortigen sauren Eichenwäldern. Auch in Portugal (Algarve) fand ich die Art, wo sie in Korkeichenwäldern auftritt.

Vom ähnlichen (im Schwäbischen Wald häufigen) Spitzgebuckelten Raukopf (Cortinarius rubellus) unterscheidet sich die Art durch die eher abgeflachten Hüte und den glatten, einfarbigen Stiel ohne Gürtelzonen.

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